
Geschichte des Krav Maga
Krav Maga, hebräisch für "Kontaktkampf", ist ein modernes, eklektisches Selbstverteidigungssystem, das in Israel entwickelt wurde. Seine Geschichte ist eng mit den realen Bedrohungen und Bedürfnissen des Staates Israel verbunden.
Die Wurzeln in Europa:
Die Grundlagen für Krav Maga wurden in den 1930er Jahren in Bratislava, der heutigen Slowakei, gelegt. Imrich "Imi" Lichtenfeld (später bekannt als Imi Sde-Or, 1910-1998), der Gründer des Krav Maga, war ein talentierter Sportler in verschiedenen Disziplinen wie Boxen, Ringen und Gymnastik. Angesichts des wachsenden Antisemitismus und der zunehmenden Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung begann Imi, seine sportlichen Fähigkeiten und sein Wissen zu nutzen, um sich und andere zu verteidigen. Er erkannte, dass traditionelle Kampfsportarten mit ihren Regeln und ihrem Fokus auf sportlichen Wettkampf in realen Gefahrensituationen oft unzureichend waren.
Die Zeit in Palästina und die Gründung des Krav Maga:
Nach seiner Flucht vor dem Nationalsozialismus kam Imi Lichtenfeld 1940 nach Palästina (dem späteren Israel). Dort trat er der Haganah bei, einer jüdischen Untergrundorganisation, die sich für die Unabhängigkeit Israels einsetzte. Zwischen 1944 und 1948 unterrichtete Imi Nahkampf in der Haganah. Nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 wurde er zum Chefinstruktor für Nahkampf in der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) ernannt.
In dieser Rolle entwickelte und verfeinerte Imi das Krav Maga-System kontinuierlich. Er legte Wert auf einfache, effektive und instinktive Techniken, die schnell erlernt und unter Stress angewendet werden konnten. Krav Maga integrierte Elemente aus verschiedenen Kampfkünsten wie Boxen, Ringen, Judo, Aikido und Karate, fokussierte sich aber stets auf die Realitätsnähe und die Bedürfnisse des militärischen und später auch des zivilen Selbstschutzes.
Die Prinzipien des Krav Maga:
Einige der Kernprinzipien des Krav Maga sind:
Neutralisierung der Bedrohung: Das primäre Ziel ist es, die Gefahr so schnell und effizient wie möglich zu beenden.
Gleichzeitige Verteidigung und Angriff: Oftmals werden Abwehr und Gegenangriff in einer fließenden Bewegung kombiniert.
Nutzung natürlicher Reflexe: Techniken basieren auf intuitiven Körperbewegungen, um die Reaktionszeit unter Stress zu minimieren.
Angriff auf verwundbare Punkte: Es werden Schwachstellen des menschlichen Körpers wie Augen, Hals, Leistengegend und Knie angezielt.
Situationsbewusstsein: Die Umgebung wird stets im Blick behalten, um Fluchtwege oder improvisierte Waffen nutzen zu können.
Einfachheit und Effektivität: Komplexe oder artistische Bewegungen werden vermieden; stattdessen liegt der Fokus auf direkten und wirkungsvollen Aktionen.
Anpassungsfähigkeit: Krav Maga ist kein starres System, sondern wird kontinuierlich an neue Bedrohungen und Erkenntnisse angepasst.
Die Verbreitung in der Zivilbevölkerung:
Nach seiner Pensionierung von der IDF in den frühen 1970er Jahren begann Imi Lichtenfeld, Krav Maga auch an die Zivilbevölkerung zu unterrichten. Er passte die Techniken und Trainingsmethoden an die Bedürfnisse von Männern, Frauen und Kindern an, um ihnen effektive Mittel zur Selbstverteidigung in Alltagssituationen zu geben.
Krav Maga heute:
Heute wird Krav Maga weltweit von Militär- und Polizeieinheiten sowie von Zivilpersonen zur Selbstverteidigung praktiziert. Es hat sich zu einem anerkannten und respektierten System entwickelt, das für seine Effektivität und seine realistische Herangehensweise an gefährliche Situationen bekannt ist. Verschiedene Organisationen und Schulen lehren Krav Maga, wobei sie sich auf die ursprünglichen Prinzipien und Lehren von Imi Lichtenfeld berufen.